Einen Charakter auf Bilder zu bringen ist komplexer als man denkt……

Diese Woche bezeichnete jemand eines meiner Bilder als simple. Als ich es gelesen habe empfand ich es als vollkommen ok. Ja, und sie sollen auch simple erscheinen, einfach und klar in der Bildsprache. 

Der Ausdruck des Motivs soll bei den Porträtaufnahmen im Vordergrund stehen. Nicht der ganze Klimbim drum herum. 

Einen Ausdruck des Motivs bau ich immer wieder im Shooting neu auf, ohne das der Mensch vor der Kamera merkt was ich vor habe. Nicht selten machen sie vor meiner Kamera in einer Sekunde eine von mir nicht einkalkulierte Bewegung und ich muß von vorne anfangen. 

Dieser Aufbau des Ausdrucks ist aber alles andere als simple. Denn ich gebe, wenn nur wegen dem richtigen und optimalen Licht vor, „wo“jemand bestenfalls stehen sollte. Alles andere entsteht aus der Interaktion mit dem Motiv. 

Jeder Mensch ist anders in seiner Art und ich muss mich immer wieder neu auf die verschiedenen Charaktere einstellen. Da sind so viele kleine Nuancen, wenn man diese erkennt und auf den Bildern zeigt wird jedes Bild aus einem Shooting ein nicht wiederholbares Unikat welches die Persönlichkeit des Motivs klar erkennen lässt. Das steht für mich bei jeder Session im Vordergrund und muss in jedem Shooting von mir erfüllt werden.

Ich möchte den Bildern keinen wiedererkennbaren, einheitlichen Look geben. Wie z.B. immer harte Kontraste in Schwarzweiss, oder hohe Sättigung in der Farbe. Da gibt es unendlich viele Möglichkeiten in der Bildbearbeitung. Ein immer wiederkehrender Look würde nicht zu jedem Menschen passen und den Charakter stützen. Meiner Meinung nach sogar zerstören und den Betrachter auf eine falsche Fährte locken. Dies wäre dann doch nicht mehr der Sinn eines Porträts, oder? Es könnte in dem Bild ein Widerspruch in sich entstehen. Der Betrachter würde den Schwindel unbewusst oder vielleicht sogar auch bewusst entdecken und das Bild nicht mehr als Porträt sehen. 

Vielleicht hast du es schon erlebt, dass dir ein Mensch anhand seiner Bilder sympathisch erscheint oder sogar nicht sympathisch. Dann steht dieser Mensch plötzlich vor dir und ist ganz anders als er auf den Bildern auf dich gewirkt hat. 

Hier zeige ich euch ein paar Bilder aus einer Fotosession mit Tänzerin Ronja Frizen , Köln, 2022.

Ich fotografiere tanzende Menschen sehr gerne. Auch hier ist es mir wichtige die Persönlichkeit und ihre unverkennbare, persönliche Art zu Tanzen auf die Bilder zu bringen. Auch beim Tanz ist jeder Mensch absolut individuell. Für mich kommt die Persönlichkeit am besten zum Vorschein, wenn man das Motiv nicht in eine starre Form presst sondern sich frei bewegen lässt. Von großem Vorteil ist es für mich, wenn ich mich vorher mit der Person und ihrer Art zu tanzen beschäftige. Dann sind die Bewegungen für mich kalkulierbarer und es werden keine Zufallstreffer. Mit Ronja war es bereits mein 3. Shooting. Ein wundervoller Mensch und eine erstklassige Tänzerin!

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